Bulgarien im Feuer des Zweiten Weltkrieges [1]

 

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Bulgarien eine parlamentarische Monarchie mit 7.000 000 Einwohnern und 111 000 km² Fläche.

Am 15. September 1939 verkündete Bulgarien mit einer Regierungserklärung seine Neutralität im ausgebrochenen Konflikt.

Die Konferenz von Jalta, Gruppenfoto nach dem Abschluss der Verhandlungen, Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin
Februar 1945 Photo #: USA C-543

Am 22. Oktober und 17. November 1940 weigerte sich die bulgarische Regierung dem Vorschlag Deutschlands, dem Dreimächtepakt zwischen dem Deutschen Reich, dem Königreich Italien und dem Kaiserreich Japan beizutreten.

Am 25. November 1940 lehnte Bulgarien ein weiteres Mal das Angebot der Sowjetunion ab, einen „Vertrag über gegenseitige Hilfe“ abzuschließen, in dem vorgesehen war, sowjetische Kriegsmarinestützpunkte auf bulgarischem Territorium zu errichten.

Am 1. März 1941, kurz bevor die deutsche Wehrmacht Truppen in Richtung Griechenland über bulgarisches Territorium führte, unterzeichnete der bulgarische Ministerpräsident Bogdan Filov in Wien den Dreimächtepakt.

Am 13. Dezember 1941 erklärte Bulgarien auf der Basis seiner Mitgliedschaft im Dreimächtepakt den USA und Großbritannien den Krieg.

Am 28. Dezember reagierte Großbritannien seinerseits darauf mit einer Kriegserklärung an Bulgarien, der am 3. April 1942 die Vereinigten Staaten folgten.

Am 1. Juni 1944 trat die bulgarische Regierung zurück. Die neue Regierung unter Ministerpräsident Ivan Bagrjanov unternahm unverzüglich Schritte, um Bulgarien aus dem Krieg mit Großbritannien und den USA herauszuführen, und verkündete am 26. August die Rückkehr Bulgariens zur vollen Neutralität.

Die BBC berichtete in London am 2. September:
„Die bulgarische Delegation zur Führung der Friedensverhandlungen mit den Alliierten, die mit einem Flugzeug in Kairo eingetroffen ist, weilt noch immer in Kairo. Sie erwartet die Bedingungen eines Friedensabkommens, die bis zur Stunde aber noch nicht übergeben worden sind.”

Am 2. September 1944 wurde unter Ministerpräsident Konstantin Muraviev eine neue bulgarische Regierung gebildet. Sie setzte die Bemühungen der vorherigen Regierung, den Kriegszustand mit Großbritannien und den USA zu beenden sowie die Friedensverhandlungen zu beschleunigen, unvermindert fort und verkündete mit einem “Verordnungsgesetz” eine allgemeine Amnestie.
Darüber hinaus löste sie das Parlament auf und proklamierte ihrerseits ebenfalls die volle Neutralität Bulgariens.

Am 5. September 1944 um 19 Uhr übergab die Sowjetunion dem bulgarischen Bevollmächtigten Botschafter in Moskau eine Note und erklärte damit Bulgarien ohne jeden Grund den Krieg. Bis zu diesem Moment unterhielten beide Staaten reguläre diplomatische Beziehungen.
Kein einziger bulgarischer Soldat hatte bis zu dieser Stunde an den Kriegshandlungen gegen die Sowjetunion teilgenommen. Die bulgarische Armee erfüllte damals lediglich strategische Aufgaben im Falle der Eröffnung neuer Kriegshandlungen in Südosteuropa. Nördlich der Donau führte Bulgarien eine einzige Mission des Bulgarischen Roten Kreuzes aus.

Reuter kommentierte am 5. September 1944:
„Der von Russland erklärte Krieg gegen Bulgarien, über den die britische Regierung im voraus informiert war, ist ein Akt realistischer Politik, der die Bulgaren zur Vernunft bringen und wahrscheinlich die Unterzeichnung des Friedensabkommens beschleunigen wird. Damit wurde dem Versuch Bulgariens, der Bezahlung des schweren Preises für sein Bündnis mit Deutschland auszuweichen, ein Riegel vorgeschoben. Es muss eine neue Regierung gebildet werden, in der wirklich die Linken vertreten sind und die zweifellos auch Kommunisten in das Kabinett aufnimmt“.
(Randel Neel, diplomatischer Korrespondent)

Die Moskauer Zeitung “Izwestija“ schreibt am 7. September 1944:
„Die Regierenden Bulgariens entschieden, spielend mit dem Wort „Neutralität“, ihre Hilfe für Deutschland fortzusetzen und das Land so in den Abgrund zu reißen.“

Кommunistische Machtergreifung mit Hilfe
der Sowjetarmee

Am 8.September 1944 drang die Rote Armee in Bulgarien ein und besetzte das Land. Sie blieb bis Dezember 1947. Die bulgarische Armee wurde der sowjetischen Befehlshoheit unterstellt und von kommunistischen Politoffizieren durchsetzt. Das Friedensabkommen zwischen der Regierung Bulgariens, der UdSSR, Großbritanniens und den USA wurde am 28. Oktober 1944 unterzeichnet.
Damit wurde die Besetzung Bulgariens durch die Sowjetarmee legitimiert. Vorsitzender der Alliierten Kontrollkommission war Marschall Tolbuchin, sein Stellvertreter Generaloberst Birjusov.

Am 8. September 1944 veröffentlichte das Nationalkomitee der von den Kommunisten dominierten Koalition „Vaterländischen Front – Otetchestven Front“ ein Flugblatt über den begonnenen Einmarsch der sowjetischen Armee in Bulgarien. Es verkündete, dass nur die „Vaterländische Front“ das Vertrauen der Anti-Hitlerkoalition habe. Gleichzeitig beschuldigte das Nationalkomitee die Regierung Muraviev des „Zauderns und der Doppelzüngigkeit“ in ihrem Verhältnis zur Sowjetunion.

Am 9. September 1944 um 2:15 Uhr, als sowjetische Streitkräfte sich bereits auf bulgarischem Territorium befanden, setzten nahestehende Mitglieder der Offiziersgruppe „Zweno“ und der „Vaterländischen Front“ die demokratische Regierung von Konstantin Muraviev ab. Sie übergaben die Macht an die von Kommunisten kontrollierte „Vaterländischen Front“.

Um 6:25 Uhr verkündete Radio Sofia den Bürgern Bulgariens, dass eine neue Regierung mit Ministerpräsident Kimon Georgiev an der Spitze eingesetzt worden sei.
Die Kommunistische Partei, die bis zum Putsch nur wenige Tausend Mitglieder hatte, übte jetzt die volle Macht im Land aus, was sich vor allem in der Führung des Justiz-sowie des Innenministeriums zeigte.
Die von der sowjetischen Okkupationsmacht kontrollierte Regierung der Putschisten charakterisierte sich propagandistisch als „volksdemokratisch“ und begann sofort, mit Hilfe brutalster Mittel und Methoden ein antidemokratisches totalitäres System sowjetischer Prägung durchzusetzen.


Marschall Tolbuchin und Gen. Birüsov,
DA Archivi 69-2965-42

>> Terror in den ersten Tagen [2]

Bulgarisches Rotes Kreuz Ostfrontmission 1941 – 45,
Privatarchiv St. R

Bulgarisches Rotes Kreuz Ostfrontmission 1941 - 45, Route des Sanitätszuges, Privatarchiv St. R

Bulgarisches Rotes Kreuz Ostfrontmission 1941 – 45, Route des Sanitätszuges,
Privatarchiv St. R


Eine bis vor kurzem unbekannte Seite der neuen bulgarischen Geschichte: Eine ehrenvolle, humanitäre Rolle unseres Landes im Zweiten Weltkrieg. Die Wahrheit soll alle Bulgaren erreichen, die Jugend soll sie kennenlernen und sie soll dem Namen Bulgariens dienen. Der Autor Dr. Spas Spasov-Razbojnikov Bulgarisches Rotes Kreuz Ostfrontmission.1941-45
Privatarchiv

BRK Ostfrontmission 1941-45, Dankesurkunde der Sowjetunion, für die geleistete selbstlose Hilfe
Privatarchiv St. R