Ende 1989 tritt unter dem Druck der protestierenden Bürger und der ökonomischen Lage in Osteuropa ein kommunistisches Regime nach dem anderen aus der seit dem Zweiten Weltkrieg aufgezwungenen sowjetischen Einflußsphäre aus.
Am 10. November 1989 wurde der Generalsekretär der Bulgarischen Kommunistischen Partei, Todor Shivkov, von seinem Posten abgesetzt.Am 18. November 1989 fand die erste freie Protestkundgebung gegen die kommunistische Herrschaft statt – mit Forderungen für mehr Demokratie, freien Wahlen, Einhaltung der Menschenrechte und Strafverfolgung für die Verbrechen des Regimes sowie Abschaffung des Paragrafen 1 der Verfassung, der die führende Rolle der bulgarischen kommunistischen Partei festlegt.
Am 15. Januar 1990 hebt die Volksversammlung unter dem Druck der Protestbewegung diesen
Paragraphen auf.
Am 10. und 17. Juni 1990 finden die ersten freien Wahlen nach 45 Jahren kommunistischer Diktatur statt.
Während des Übergangs in Bulgarien wurden die alten Machtstrukturen längere Zeit kaum angetastet. Der Wandel vollzieht sich bedeutend langsamer als in anderen osteuropäischen Ländern.
Durch die Vernichtung großer Teile der Geheimdokumente der bulgarischen Staatssicherheit und Verwehrung des Zugangs zu diesen Unterlagen, die Säuberung der Archive von Beweisen zu Polit- und Wirtschaftsverbrechen und die Manipulation der gesellschaftlichen Meinung durch die monopolisierten Medien und “soziologischen“ Agenturen, erfolgt die Transformation der
bulgarischen Gesellschaft langsam und schmerzhaft.
Zur Konsequenz dieses verzögerten Prozesses gehört die Tatsache, dass die Mitglieder der ehemaligen Parteinomenklatura oder von ihr vorgeschobene Personen, eingeschlossen zahlreiche einstige Mitarbeiter der repressiven Institutionen, im ökonomischen Bereich starke Machtpositionen errungen haben.
Durch deren Einfluß konnte bislang verhindert werden, dass die Schuldigen aufgrund ihrer begangenen Verbrechen juristisch oder moralisch wirksam zur Verantwortung gezogen werden.