(ehemals „Thomasjan“) in der Stadt Plovdiv. Sie vertrieben die Vorgesetzten und verbarrikadierten sich im Tabaklagerhaus „Ivan Karadjov“, das mitten in der Stadt lag. Ire Forderungen waren die Rücknahme der neuen, verschärften Arbeitsbedingungen und die Wiedereinführung der alten Normen vor der Verstaatlichung.
Die Zigarettenfabrik in Plovdiv um 1940,
Nationalbibliothek „Sw. Sw. Kiril i Metodij“
Am Morgen des 4. Mai umzingelten Einheiten der „Volksmiliz“ das Gebäude und verschlossen von außen die Tore. Am selben Morgen legten als Zeichen des Protests auch die Tabakarbeiter in zwei anderen Lagerhäusern, in der Mehrzahl Frauen, ihre Arbeit nieder. Die Streikenden vom ersten Lagerhaus brachen die Tore auf und verjagten die „Volksmiliz“. Anschließend versammelten sich die Streikenden aller drei Lagerhäuser zu einem improvisierten Meeting auf dem Fabrikhof. Ihnen schlossen sich auch Arbeiter an, die gerade frei hatten.
Die Zahl der Protestierenden wuchs ständig durch neu hinzugekommene Menschen aus der Stadt. Nach Zeitzeugenberichten kamen einige tausend Personen zusammen. Hohe Parteiführer aus Sofia, unter ihnen auch der aus Plovdiv stammende Innenminister Anton Jugov, versuchten zunächst, direkt zu den Protestierenden zu sprechen, wurden aber mit Steinen beworfen und mußten sich daraufhin zurückziehen.
Danach wurde für die vor Ort zusammengezogenen Polizeieinheiten Schießbefehl erteilt. Einige der Protestierenden, unter ihnen zwei Frauen, wurden sofort getötet. Über 50 Personen wurden verwundet, Hunderte verhaftet.
In der Nähe des Bahnhofs wurde einer der Streikführer, Kiril Djavesov, gestellt und erschossen.
Die genaue Zahl der Getöteten kann heute nicht mehr ermittelt werden, da die Behörden sofort eine Nachrichtensperre über die Ereignisse verhängten und der Presse ein Kommentarverbot erteilten.
Der Funke des Berliner Aufstandes im Jahr 1953 entzündete sich am 17. Juni in der damaligen „Stalinallee“ im Ostsektor der von den alliierten Besatzungsmächten seit 1945 in vier Sektoren geteilten Hauptstadt Deutschlands.
Unmittelbarer Anlass war die kurz zuvor von der Regierung der DDR unter Führung der SED verfügte Normerhöhung für die Bauarbeiter der Republik, deren Protest sich spontan zahlreiche Arbeiter aus anderen Industriezweigen sowie viele Berliner Bürger anschlossen. Gegen Mittag sammelten sich vor dem Haus der Ministerien, in dem die Regierung der DDR amtierte, Tausende Streikende und Demonstranten.
Sie stellten vor allem gewerkschaftliche Forderungen, riefen aber auch politische Losungen wie „Rücktritt der Regierung“ und „Freie Wahlen“.
Während des Berliner Aufstandes im Juni 1953 meldete die Staatssicherheit (DS), dass die Widerstandsbewegung in Bulgarien einen zunehmend organisierten Charakter bekam. Die Zahl der im Lande registrierten Fälle der „feindlichen, konter-revolutionären Tätigkeit“ wuchs in bedeutendem Maße.
Flugblätter der Widerstandsbewegung „Demonstrationen im Sowjetischen Sektor von Berlin, die am 16. und 17. Juni 1953 stattfanden, sind einen neuer Ausdruck des Kampfes der Menschheit gegen der Tyrannei. Ähnliche Aktionen und Handlungen kann man ab jetzt erwarten. Diese Demonstrationen breiteten sich in ganz Ostdeutschland aus und haben den Hass und den Abscheu des deutschen Volkes gegenüber der sogenannten „Demokratischen Volksrepublik“gezeigt.
Aus den gemachten Fotos ist ersichtlich, dass der Geist des
Widerstandes gegen die kommunistische Unterdrückung und
Tyrannei lebendig und munter ist.“
Museum der MVR, Fotos F. K.